– ein cleveres Rohr für alles
Haben Sie schon mal unter die Erde geguckt? Nein? Auch nicht bei Straßenbauarbeiten in Ihrer Umgebung? Wenn Sie wüssten, wie es da aussieht… Unter deutschen Straßen herrscht Chaos hoch 10, wie bei Hempels unter’m Sofa!
Ein Gewirr tausender Rohre und Drähte raubt uns immer mehr des stetig knapper werdenden Stauraums unterhalb des Asphalts. Störanfällig, schwer zu erreichen, kostenintensiv. Und von jeder dieser dort verlaufenden Leitungen zweigt ein kleines Stück ab in die umliegenden Häuser. Strom, Telefon, Trinkwasser, Abwasser und Gas – das ist das Minimum, das die Fundamente durchdringt.

Die Konsequenz sind Stromausfälle, weil bei Arbeiten an der Abwasserleitung ein Kabel durchtrennt wurde, Störungen in der Trinkwasserversorgung, weil eine Telefonleitung repariert werden muss, Unterbrechungen und Einschränkungen aller Art. Für uns Menschen, aber auch für Tiere. Maulwurf, Spitzmaus und Co. finden sich in dem unterirdischen Labyrinth kaum noch zurecht. In tierischer Naivität angenagte Stromkabel werden zur heimtückischen Hinrichtungsmaschine, auslaufende Fäkalien ertränken ganze Kolonien pelziger, knuffiger Puscheltierchen.

Die Lösung scheint nun aber greifbar nahe, ohne auf den gewohnten Komfort von frischem Wasser aus der Leitung und elektrischem Licht verzichten zu müssen. Eine Forschungsgruppe des Zentrums für anspruchslose Wissenschaft (ZAW) hat eine Art ‚Multi-Rohr‘ entwickelt, das die Leitung aller Dinge in Gebäude hinein und aus Gebäuden heraus ermöglicht.Hierbei wurde an der klassischen Rohr-Konstruktion festgehalten. Die Wände des Rohrs bestehen jedoch aus Kupfer, denn darüber wird der Netzstrom in die Gebäude geleitet. Die Rückleitung erfolgt über das Erdreich. Wer Drehstrom braucht, kann über Gleit-Rutsch-Muffen das Rohr rotieren lassen.
Datensignale für Telefon und Internet werden im Gebäude über eine Elektronik in die Netzspannung ein- und ausgekoppelt.Im Rohr selbst schwimmt eine Mischung aus Trink- und Abwasser. Über kleine Mini-Klärwerke in den Gebäuden wird das Trinkwasser ausgefiltert und nach der Nutzung als Abwasser wieder eingeleitet.
Über dem Wasserspiegel ist das Rohr mit Erdgas gefüllt, das die angeschlossenen Häuser entnehmen können. Besonderer Kostenvorteil: Dem Gas müssen keine teuren Geruchsstoffe zugesetzt werden – dies übernimmt die Fäkalbrühe im Rohr.
Einzig die Unterbringung der U-Bahn ist bisher noch nicht geglückt, doch die Forscher sind optimistisch.

Noch befindet sich diese clevere Entwicklung in den Kinderschuhen. Doch durch Verwendung dieses Systems entstünde ein Netzwerk aus nur einem einzigen Rohr, über das alle unsere Bedürfnisse befriedigt werden könnten. Alle Versorger, Entsorger und Verbraucher wären angeschlossen, Verlegungs- und Reparaturkosten würden minimiert und im Erdreich wäre wieder Platz für Mutter Natur und ihre Geschöpfe.